Nebenwerte-Journal Extra Nr. 769 - Viele Bewertungsjoker in der Hinterhand

|   Aleia in der Presse

 

"Die Aleia Holding AG entwickelt und realisiert Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien, insbesondere Biogas und Windenergie. Letztere wird über die Tochter ME Müritzer Energie AG dargestellt.

Und hier wähnt sich Vorstand Frank Thale auf der Siegerstraße, wie er im Gespräch mit dem Nebenwerte-Journal unterstrich. Der Grund für seine Zuversicht: Der Regionale Planungsverband Mecklenburgische Seenplatte beabsichtigt nach seinen Informationen im Rahmen des endgültigen Raumordnungsprogramms, weitere Flächen für die Errichtung von Windkraftanlagen auszuweisen. Die Entscheidung darüber wird noch im September erwartet. Der Gesellschaft ist es schon jetzt gelungen, zahlreiche zusätzliche Pachtverträge in den designierten Windvorranggebieten abzuschließen.

Installierte Leistung soll sich verdoppeln
Sobald der endgültige Entwurf des Raumordnungsprogramms vorliegt, ist absehbar, wie viele Anlagen auf den Flächen letztlich errichten werden können. Bisher ging das Unternehmen von einer installierten Leistung von 100 MW aus. Mit den zusätzlichen Flächen und den neuesten Windturbinen der 6 bis 7 MW-Klasse sollte die installierte Leistung der Windparks auf mindestens 200 MW verdoppelt werden, so Thale. Das erwartete EBITDA läge bei € 22 Mio. p. a. Der Nettobarwert wird bei € 200 Mio. veranschlagt. Das wären rechnerisch € 10.78 je Aktie bezogen auf das aktuelle Aktienkapital von 18 554 Mio. Stücken. Auch wenn das ein theoretischer Wert ist, zeigt es doch, welch immenser Hebel in einem Investment schlummert.

MV hat Ausbauziel noch längst nicht erreicht
Aber die installierte Leistung von 200 MW muss noch nicht das Ende der berühmten Fahnenstange darstellen, denn das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (MV) muss weitere Flächen ausweisen, um dem Ausbauziel der Bundesregierung, 2 % der Landesfläche für Windparks auszuweisen, nachkommen zu können. Aktuell seien es erst 1.2 %. Das bewirke laut Thale dreierlei: Erstens würden die jetzt vorgesehen Flächen wohl nicht mehr in Frage gestellt. Zweitens dürften in diesen Gebieten weitere Flächen ausgewiesen werden. In diesem Fall würde Thales Schätzung für die installierbare Leistung wohl noch einmal nach oben korrigiert werden. Eine konkrete Zahl ließ er sich auf Nachfrage nicht entlocken. Und drittens dürften die Genehmigungsverfahren zügig laufen. Daher rechnet Thale damit, dass sich bereits ab Q1 2025 die ersten Windräder drehen werden.

Ziel Herstellerfinanzierung
Bleibt für Aktionäre die entscheidende Frage, wie die noch sehr kleine Gesellschaft diese Bauvorhaben finanzieren will. Die gerade angelaufene Kapitalerhöhung um 1 Mio. Aktien, die zwischen € 1.- und 1.20 je Stück platziert werden sollen (die Zeichnungsfrist läuft noch bis 14.10.2022), wird dafür selbst bei Vollplatzierung keinesfalls ausreichen. Ob dies bei einem Kurs von aktuell € 0.40 und genereller Investorenzurückhaltung, insbesondere gegenüber Micro Caps, überhaupt gelingt, bleibt abzuwarten. Das ist Thale sowie dem Aleia-Vorstand Dirk Volkmann durchaus bewusst, und daher setzt das Duo auf den erfolgreichen Abschluss einer Herstellerfinanzierung. Es liefen vielversprechende Gespräche mit bekannten Branchengrößen, die Planung, Projektierung und Finanzierung übernehmen würden. Mit welchen Branchengrößen gesprochen wird, wollten die Manager noch nicht sagen. Nur so viel: Die Projekte blieben im Eigentum, die Kosten der Herstellerfinanzierung würden auf den Kauf- bzw. Errichtungspreis der Windkraftanlagen aufgeschlagen.

50 Mio. für Biogasanlagen
Ein ähnlicher Ansatz schwebt Volkmann auch im Bereich Biogas vor. Hier geht es darum, alte Biogasanlagen zu übernehmen, auf Gülle und Festmist umzurüsten und um eine sogenannte Gärrestaufbereitung zu erweitern. Derzeit werden in Deutschland 9 000 Biogasanlagen und 200 Biomethananlagen betrieben, aus deren Betrieb jährlich 82 Mio. Tonnen Gärrückstände entstehen, die wertvolle Pflanzennährstoffe und organische Substanz zur Bodenverbesserung enthalten und mineralische Dünger ersetzen können. In einem weiteren Schritt könne Bioerdgas aufbereitet und ins Netz eingespeichert werden, so Volkmann. Auch hier liefen Vorgespräche mit interessierten Investoren. Es gehe um ein erstes Investitionsvolumen von € 50 Mio.

Kein Selbstläufer
Obwohl die Pläne schlüssig klingen, ist keineswegs gesichert, dass sie auch aufgehen. Die Gesellschaft befindet sich in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung. Entsprechend viele mögliche Klippen gilt es noch zu umschiffen. Mutige Investoren können trotzdem eine kleine Anfangsposition wagen und sowohl auf einen Abschluss der Herstellerfinanzierung im Segment Wind als auch auf eine erfolgreiche Investorensuche im Segment Biogas spekulieren. Auch ein nicht angedachter Projektverkauf im Segment Wind würde sich für Anleger wohl lohnen. CS"

© Nebenwerte Journal, 2022

Zurück