Gülle, Gärreste und die überhöhte Nitratbelastung im Grundwasser

Die langjährige nahezu ungehemmte Ausbringung von Gülle, Festmist sowie von Gärresten aus Biogasanlagen - verharmlosend „Wirtschaftsdünger“ genannt - hat an vielen Stellen Deutschlands zu deutlich überhöhten Nitratwerten im Grundwasser geführt.

Die EU hat aus diesem Grund bereits 2016 Klage gegen Deutschland erhoben; die daraufhin erlassene verschärfte Düngemittelverordnung, die zu einem Rückgang der Nitratbelastung führen sollte, ist bei weitem nicht ausreichend, die Einhaltung der EU-Grenzwerte sicherzu­stellen.

Nun drohen der Bundesregierung nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom vergangenen Jahr Strafzahlungen von 860.000 Euro pro Tag. Daher ist mit einer weiteren Einschränkung der Möglichkeit zu rechnen, Gülle auf landwirtschaftlichen Flächen auszubringen.

Dies führt zwangsläufig zu höheren Kosten für die Landwirte, da Gülle über immer weitere Entfernungen transportiert werden muss, in Regionen in denen (noch) kein Überschuss an Nährstoffen besteht. Eine Milchkuh erzeugt typischerweise 25to Gülle pro Jahr, bei Kosten von bis zu 20 EUR/to für die Gülle-Entsorgung wie sie derzeit in Regionen mit intensiver Tierhaltung möglich sind, bedeutet dies Zusatzkosten von 500 EUR pro Milchkuh und Jahr.

Die Vergärung von Gülleinhaltsstoffen und Festmist in Biogasanlagen kann für Landwirte eine wirtschaftliche Alternative zum Abtransport der Gülle bieten. Die aus den Gärresten gewonnene Energie kann zum Betrieb der Biogasanlage und zur Rückgewinnung der enthaltenen Nährstoffe eingesetzt werden, z.B. durch Vakuumverdampfung oder andere Separationsverfahren. Damit werden zum einen Entsorgungskosten eingespart, aber auch die Kosten für die Substratbeschaffung (bisher typischerweise Energiemais) undauch die Düngekosten senken, da die Gärreste zu hochwertigen NPK-Düngern aufbereitet werden, die zugekauften industriellen Dünger ersetzen können.